Das Klingonische Imperium

Klingonische Diplomatie

 

Das klingonische Volk steht in dem Ruf, wenig von Diplomatie zu verstehen, aber dies entspricht nicht ganz der Wahrheit. Das Gesellschaftssystem der Klingonen ist durch dynastische Häuser und einen Krieger Verdiensttadel geprägt und wird von komplexen Verhaltensregeln bestimmt, die auf Ehre und Prinzipien basieren. Dieses Volk hält sich an strenge diplomatische Regeln, die den Teilnehmern einer sozialen Interaktion verschiedene Optionen bieten. Die Klingonen sind viel mehr als die rein militärische Gesellschaft, als die sie oft dargestellt werden. Sie sind an einen komplizierten, häufig auch brutalen Kodex gebunden, der viel diplomatisches Geschick erfordert. Jahrhunderte lang leistete dieses Gesellschaftssystem den Klingonen gute Dienste, doch als sie in den Weltraum aufbrechen und andere Zivilisationen begegnen, kommt es zu zahlreichen kulturellen Missverständnissen. Der Eroberungsdrang der Klingonen und ihre Ansicht, dass Sanftmut ein Zeichen von Schwäche sei, führen dazu, entweder als Bedrohung oder als leichte Opfer für die Eroberung betrachten, und das Klingonische Imperium expandiert unerbittlich.

 

Eroberer

 

Das Klingonische Imperium beobachtet die politischen Interaktionen anderer Spezies und führt ebenfalls eine Art Botschafter oder Diplomaten ein, die allerdings hauptsächlich die Aufgabe haben, die Stärken und Schwächen anderer Völker auszuloten. Häufig sind klingonische Botschafter auf anderen Welten in Wirklichkeit militärische Stützpunkte, um ein weiteres Protektorat für das Imperium zu gewinnen.

 

Galaktische Politik

 

2151 bietet der erste bekannte Kontakt zwischen den Klingonen und der Menschheit eine Möglichkeit für gute Beziehungen. Nachdem der von den Suliban verfolgte klingonische Kurier Klaang zu einer Notlandung in Broken Bow, Oklahoma, gezwungen war, übernehmen Captain Jonathan Archer von der Enterprise NX-01 und seine Crew eine gefährliche Mission, um ihn auf seine Heimatwelt zurückzubringen. Diese mutige Aktion trägt Archer den widerwilligen Respekt des Klingonischen Hohen Rats jener Zeit ein und ist ein gutes Vorzeichen für die zukünftige Beziehungen zwischen den beiden Spezies. Trotzdem verschlechtert sich das Verhältnis zwischen den Klingonen und der Föderation zunehmend und 2267 herrscht ein Kalter Krieg zwischen den beiden Völkern. Keine der beiden Seiten ist jedoch bereit, eine offene Konfrontation zu riskieren.

Doch selbst in diesen dunklen Tagen der Feindschaft gibt es Individuen, die diplomatische Konfliktlösungen suchen. 2268 wird auf eine innovative Kolonie auf Nimbus III gegründet, den man nun den Planeten des Galaktischen Friedens nennt. Für dieses erste gemeinschaftliche Unternehmen der drei größten Mächte der Galaxis – des Klingonischen Imperiums, des Romulanischen Sternenimperiums und der Vereinigten Föderation der Planeten – schickt jeder der Teilnehmer eine Delegation von Kolonisten und einen Botschafter auf den Planeten, der in einer entlegenen Ecke der Neutralen Zone liegt.

 

Experiment

 

Die Kolonie verfällt trotz der besten Absichten aller Beteiligten bald zu einem gesetzlosen Außenposten voller Gewalt. Nur die Hauptstadt Paradise City deren Name jetzt ironisch klingt, behält noch einen vagen Anschein von Zivilisation. Dies mag zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass die Bürokraten Nimbus III als wertlosen Posten betrachten und ihm nur Botschafter zuteilen, die sie als entbehrlich ansehen – beispielsweise General Korrd, einst ein angesehener Stratege und Taktiker, der 2287 schon seit langem beim Klingonischen Oberkommando in Ungnade gefallen ist. Korrd wird nach Nimbus III verbannt, wo er zu einem aufgedunsenen, apathischen Schatten seiner Selbst degeneriert. Trotz dieser Probleme überlebt Nimbus III mehr als 20 Jahre als politisches Experiment und ebnet zweifellos den Weg für weitere Gespräche, beispielsweise die 2289 stattfindenden Verhandlungen zwischen der Föderation und dem Klingonischen Imperium in der Korvat Kolonie. Es kommt nicht zum entscheidenden Durchbruch, doch zumindest verläuft das Treffen friedlich und ohne Attentate, Angriffe oder Verschwörungen – was bisher noch nie vorgekommen ist. Manche sind der Ansicht, ohne Nimbus III wären die späteren diplomatischen Fortschritte zwischen den beiden Mächten nicht möglich gewesen.

Nach der katastrophalen Explosion des klingonischen Mondes Praxis im Jahre 2293 beginnt ein neues Kapitel in der galaktischen Politik. Kanzler Gorkon, der Führer des Hohen Rates, erkennt angesichts der darauf folgenden ökonomischen und ökologischen Krise, dass der massive Militärapparat der Klingonen nicht länger aufrechterhalten werden kann, und macht ein Friedensangebot, das nach beinahe 100 Jahren ein Ende der Feindseligkeiten mit der Föderation verheißt. Doch kurz vor einer entscheidenden Friedenskonferenz wird Gorkon von Verschwörern aus den Reihen der Föderation, der Romulaner und den Klingonen ermordet, die den Status Quo aufrechterhalten wollen. Captain James T. Kirk und die Crew der Enterprise entlarven die Verschwörer, und Gorkons Tochter Azetbur setzt die Initiative ihres Vaters fort, die im selben Jahr zum Khitomer Abkommen führt, dem ersten großen Versöhnungsschritt zwischen den beiden Feinden.

 

Fragen der Ehre

 

Bis auf eine vorübergehende Aussetzung im Jahr 2372 bleibt das Khitomer Abkommen in Kraft und klingonische Botschafter und Diplomaten sind häufige Besucher auf den Planeten der Föderation. Feingefühl wird niemals zu den Stärken der klingonischen Diplomaten zählen, doch dafür sind sie direkt und ehrlich und respektieren Stärke. Sie haben niemals die Künste der Falschheit und der Ausflüchte gelernt, die den Diplomaten anderer Völker in Fleisch und Blut übergegangen sind. Wenn ein Klingone sein Wort gegeben hat, zwingt ihn seine Ehre, es nicht zu brechen.

 

Azetbur

 

Nachdem Kanzler Gorkon 2293 wegen seiner Friedensinitiative ermordet wurde, wagt seine Tochter Azetbur einen mutigen Schritt und setzt die Friedensverhandlungen fort. Sie stellt sich gegen jene klingonischen Interessengruppen, die der Föderation den Krieg erklären wollen. Azetburs Bemühungen werden mit dem Khitomer Abkommen gekrönt, das den seit fast 100 Jahren andauernden Konflikt zwischen den Klingonen und der Föderation beendet.

 

Korrds letzter Kampf

 

General Korrd ist ein legendärer Taktiker, der sogar bei seinen Feinden so großen Respekt genießt, dass seine Werke zur Pflichtlektüre an der Starfleet Akademie gehören. In den 2280er Jahren ist er jedoch beim Klingonischen Oberkommando in Ungnade gefallen. Zur Strafe erhält er den ehrlosen Posten eines Botschafters auf Nimbus III, dem Planeten des Galaktischen Friedens – eine Ironie des Schicksals für einen berühmten Krieger. Dort verfällt Korrd der Apathie und Langeweile, doch seine Rolle bei der Überwältigung des religiösen Revolutionärs Sybok 2287 gibt ihm neue Stärke. Er erkennt, dass er noch immer etwas zu geben hat.

 

Galaxisfakten

 

Ø      Klingonische Frauen dürfen traditionell keine Mitglieder des Hohen Rates sein, doch Azetburs vorbildliche Leistungen bringen den Rat dazu, in ihrem Fall eine Ausnahme zu machen. Sie dient nicht nur im Hohen Rat, sondern wird sogar zu dessen Anführerin.

Ø      Das Khitomer Abkommen wird von Kanzler Gowron 2372 vorübergehend annulliert, als der Föderationsrat eine klingonische Invasion Cardassias verurteilt. Gowron setzt das Abkommen ein Jahr später wieder in Kraft, als eine Allianz zwischen dem Dominion und der Cardassianischen Union den Alpha Quadranten zu destabilisieren droht.